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Rund 60 WissenschaftlerInnen nahmen am 9. Tag der Artenvielfalt im Untersulzbachtal teil.
Fotograf: Wilfried Rieder
Fotocredit: NPHT/Rieder
Rund 60 WissenschaftlerInnen aus Österreich, Deutschland, Slowenien und Kroatien durchkämmten vom 07. bis 09. August 2015 das Untersulzbachtal in Neukirchen a. G. mit dem Ziel, innerhalb von 48 Stunden vom Talboden bis in die Gipfellagen möglichst viele Tier-, Pflanzen- und Pilzarten aufzuspüren. Bereits zum neunten Mal kam heuer das internationale Expertenteam im Nationalpark Hohe Tauern zusammen, um das dortige Arteninventar in wechselnden Untersuchungsgebieten Kärntens, Salzburgs und Tirols systematisch zu erheben.
"Die Tage der Artenvielfalt sind eine sehr wichtige Aktion der Nationalparkverwaltungen für die Erfassung und Dokumentation der Artenvielfalt im größten Schutzgebiet des Lands", fasst NP-Referentin LH-Stellvertreterin von Salzburg Dr. Astrid Rössler die ersten Berichte und Eindrücke zusammen. "Nur im Rahmen solcher organisierter Schwerpunktinventuren, bei welchen unterschiedlichste Organismengruppen zeitgleich erfasst werden, ist es auf so großer Fläche überhaupt möglich, zumindest eine Vorstellung von der Bedeutung des Nationalparks für die Österreichische und alpine Flora und Fauna sowie für die europaweit bedeutenden Lebensräume zu erhalten."
Etwa 20 Organismengruppen - darunter Flechten, Moose, Spinnen, Käfer, Heuschrecken, Wildbienen, Schnecken, Amphibien und Vögel - wurden heuer erforscht. Bei den Libellen gelang der erste Nachweis für das Untersulzbachtal und noch viele weitere interessante Detailergebnisse faszinieren die Experten. Beispielsweise wurden allein an diesem Wochenende im Untersulzbachtal mehr als 100 verschiedene Pilzarten gefunden. Bei den noch folgenden Erhebungen im Herbst dürften mindesten noch einmal so viele Arten hinzukommen. Auch die Schmetterlingsforscher sind mit ihrer nächtlichen Ausbeute von etwa 200 verschiedenen Arten zufrieden. "Da im Untersulzbachtal zuvor noch keine Lichtfänge durchgeführt wurden, konnte die äußerst artenreiche Fauna der nachtaktiven Falter heuer erstmals erfasst werden", berichtet Patrick Gros, Entomologe am Haus der Natur. Besonders erwähnenswert ist der Fund des Schwarzen Apollofalters, der nur in sehr extensiv bewirtschafteten, frischen und lichten Waldrandbereichen vorkommt, die seinen Raupen die richtigen Futterpflanzen bieten. Die europaweit besonders schützenswerte Art wurde für die Region zum ersten Mal nachgewiesen.
Durch eine Kombination verschiedener Methoden versuchten die Säugetierkundler, ihren meist nachtaktiven Forschungsobjekten auf die Schliche zu kommen. Mit Lebendfallen und Netzen sowie dem Einsatz von Fotofallen und Ultraschalldetektoren wurden 16 standorttypische Arten von Kleinsäugern und Fledermäusen beobachtet und dokumentiert. Die Auswertung der Detektoraufzeichnungen könnte sogar noch weitere Artnachweise ergeben.
"Alle im Rahmen des Tages der Artenvielfalt erfassten Arten werden nach Abschluss der Bestimmungsarbeiten unter dem Mikroskop oder im Labor in die Biodiversitätsdatenbank des Nationalparks Hohe Tauern am Haus der Natur eingespeist. Alleine von den seit 2007 durchgeführten Tagen der Artenvielfalt stammen 30.000 Datensätze, welche eine wichtige als Basis für gegenwärtige und zukünftige Management- und Forschungsaufgaben im Schutzgebiet dienen", erklärt NP-Direktor von Salzburg Wolfgang Urban. Ein vollständiger Ergebnisbericht wird im Internet unter www.hohetauern.at/artenvielfalt2015 abrufbar sein. Hier finden sich auch weitere Informationen zum Untersuchungsgebiet sowie zu den Untersuchungsmethoden.
In den vergangenen Wochen war das Untersulzbachtal auch Gegenstand einer weiteren umfangreichen Untersuchung. Die European Wilderness Society (EWS) führte im Auftrag der Nationalparkverwaltung eine Wilderness-Überprüfung durch. In einigen Wochen werden auch dazu die Ergebnisse vorliegen. "Die abschließend mit den Experten der EWS geführten Diskussionen lassen uns davon ausgehen, dass das Untersulzbachtal auch in Zukunft unsere ganz besondere Aufmerksamkeit verdient", so Rössler und Urban.