Industrie-Ära ist zu Ende. Tourismus schafft Arbeitsplätze in Österreich.

  • 4. März 2013
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Die Konzentration der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik auf Industrie und Banken rächt sich: Während die Zahl der Mitarbeiter dort ständig sinkt, könnte sie im Tourismus noch stärker steigen.
Seit 2008 gingen in Produktionsbetrieben 19.000 Arbeitsplätze verloren, in der Finanzbranche 2.600. Im Tourismus sind 14.000 dazugekommen, das ist ein Anstieg um 8 %. "Würden alle Branchen so performen, hätten wir zu wenig Mitarbeiter statt zu viele Arbeitslose....

Die Konzentration der Wirtschafts- und Arbeitsmarktpolitik auf Industrie und Banken rächt sich: Während die Zahl der Mitarbeiter dort ständig sinkt, könnte sie im Tourismus noch stärker steigen.
Seit 2008 gingen in Produktionsbetrieben 19.000 Arbeitsplätze verloren, in der Finanzbranche 2.600. Im Tourismus sind 14.000 dazugekommen, das ist ein Anstieg um 8 %. "Würden alle Branchen so performen, hätten wir zu wenig Mitarbeiter statt zu viele Arbeitslose. Und die Hotellerie hat noch Luft nach oben. Das zeigt, wer Arbeitsplätze schafft: Das Geld für die Kurzarbeit wäre in der Tourismuswerbung besser investiert gewesen", fordern die Präsidenten der Österreichischen Hoteliervereinigung (ÖHV), Mag. Gregor Hoch und Michaela Reitterer, ein radikales Umdenken: "Die industrielle Revolution ist vorbei. Das 21. Jahrhundert ist das Zeitalter der Dienstleistung."
Saisonausweitung statt Kurzarbeit
"Mittlerweile ist mehr als eine halbe Milliarde in die Kurzarbeit geflossen. Die Jobs sind trotzdem weg", so Hoch. Noch mehr Jobs brächte eine Saisonverlängerung, die im Gegensatz zur Kurzarbeit keinen Cent kosten würde. Dennoch wird das Konzept vom Arbeitsministerium abgelehnt. Dabei geben Gäste im Durchschnitt mehr als 100 Euro pro Nächtigung aus - bei Ausgaben von gerade einmal 44 Cent durch die Österreich Werbung. "Längere Saisonen brächten ungleich mehr Geld", verweist Hoch auf die 6,7 Mrd. Euro, die der Tourismus 2011 zur Leistungsbilanz beitrug, gegenüber einem Minus von 9,2 Mrd. Euro im Güterexport.
Tourismusregionen sind Sterne am Arbeitsmarkt
Ein gutes Beispiel für den falschen arbeitsmarktpolitischen Fokus sei die Diskussion um die Rot-Weiß-Rot-Card: "Das ist eine künstliche Diskussion um eine Handvoll Akademiker, die gar nicht nach Österreich wollen. In der Zwischenzeit schaffen Tourismusbetriebe mehr neue Arbeitsplätze als besetzt werden können." In den tourismusstarken Bundesländern Tirol, Vorarlberg und Salzburg war der Anstieg der Arbeitslosigkeit am schwächsten. Tirol und Salzburg verzeichnen laut Eurostat die EU-weit geringste Arbeitslosenquote: "Eine gute Ausbildung ist das beste Investment. Die Akademikerquote ist aber eindeutig ein falscher Fetisch - die beschert weder Salzburg noch Tirol so viele Arbeitsplätze", plädiert Reitterer für aktive Arbeitsmarktpolitik.
ÖHV an Gewerkschaft: gemeinsam Arbeitsplätze schaffen!
Von Seiten der Gewerkschaft vermisst Reitterer Engagement für Arbeitsplätze: "Für Industrie und Finanz werden neue Lehrberufe geschaffen, im Tourismus werden sie blockiert. Die Kurzarbeit wird unterstützt, die Saisonverlängerung blockiert", verweist Reitterer auf Initiativen für mehr Beschäftigung und stark gestiegene Löhne: "Die Lohnsteigerung um 9,5 %, die es sonst in keiner Branche gibt, hat man gerne genommen. Aber bei neuen Arbeitsplatzmodellen und Lehrberufen herrscht Funkstille."
Finanz räumt bewusst Hotellerie ab
2012 wurden via AMS 63.000 Kellner, Gaststättenköche und Reinigungskräfte gesucht. Hoch bestätigt, dass es viel mehr sein könnten: "Aber einige können sich das nicht mehr leisten: Höhere Ortstaxen, Auflösungsabgabe, Streichung der Energieabgabenvergütung, Flugabgabe für Passagiere, aber nicht für Fracht: Da wird eine Branche gezielt belastet." Das hinterlässt tiefe Löcher in den Kassen, die Rentabilität sinkt. Auf der anderen Seite wird immer mehr für Exportförderung, Kurzarbeit und Bankenmilliarden ausgezahlt und kassiert. Würden jetzt die Grund- und Mehrwertsteuer erhöht, würde das für viele Betriebe das Aus bedeuten: "Natürlich nur für Tourismusbetriebe in Top-Lagen. Die Industrie am Ortsrand würde sich ins Fäustchen lachen. Und Mehrwertsteuer zahlt sie ja auch keine."
Erfolgreiche Interessenvertretung für Österreichs Tourismus
Die ÖHV gestaltet seit 60 Jahren als freiwillige parteiunabhängige Interessenvertretung der führenden Hotellerie durch Lobbying die Rahmenbedingungen für modernes Unternehmertum. Mehr als 1.200 Mitgliedsbetriebe nutzen operative Dienstleistungen in Marketing und Weiterbildung genauso wie ihren Vorsprung durch Innovation und Vernetzung. Mit rund 152.000 Betten - das entspricht zwei Drittel der Kapazität in der 4- bis 5-Sterne-Superior-Hotellerie - und mehr als 40.000 Mitarbeitern erwirtschaften die ÖHV-Mitglieder einen Gesamtumsatz von rund 3 Mrd. Euro. Die Tourismus- und Freizeitwirtschaft generierte als Österreichs Wirtschaftsmotor 2011 über direkte und indirekte Wertschöpfung 14,6 % des BIP und jeden 5. Vollarbeitsplatz.